Dagefoer, Hamburg, 04.02.14DAGEFOER_LikeYou_Frontcover_300dpi.1

 

Blue Pearls Music / Indigo

Album: Like you (VÖ: 25.04.2014)

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Man muss die Gitarre spüren können, den transparenten und klaren akustischen Klang. Die stählerne Festigkeit der Saiten und das volle vibrierende Holz, das dem Ton Klangfülle, Charakter und Individualität verleiht. Seit dem Folk-Revival der frühen Sechziger, als immer komplexere Pickings den Liedern Eigenart und ein besonderes Flair verliehen, ist die akustische Gitarre etwas ins Hintertreffen geraten: Zu leise, um es mit den forcierten Gefühlen des Pop und den elektrifizierten Ekstasen des Rock aufzunehmen. Entsprechend aus der Zeit gefallen wirken Bands wie das Quartett Dagefoer, in deren Musik die akustische Gitarre eine zentrale Rolle spielt.

Es ist eine Weitwinkel-Perspektive, die Like You, das zweite Album von Dagefoer prägt, eine gewisse Distanz, örtlich und zeitlich, die sich mit enormer Klarheit und Tiefenschärfe verbindet. Gleichzeitig lässt sich Dagefoer stärker denn zuvor auf den festen Rahmen der Songstruktur ein, auf die verbindliche Klarheit, die sie stiftet.

Im Zentrum des Zusammenspiels von Gesang, akustischer Gitarre, Kontrabass und afrikanischer Perkussion stehen nun abgeschlossene Geschichten. Leise, schwerelos bebende Songs mit definiertem Anfang und Ende, randvoll mit Erfahrung. In dem Raum, den die Band schafft, erzählt die Musik von Abschied und Ankunft, Verlieren und Finden, von Orts- und sonstigen Wechseln, freiwilligen und erzwungenen, von Sprachen und Klängen.

Mit einem herrlich transparenten, fast schwebenden Groove und leicht angerauten Klangbildern macht es sich die Band zwischen verschiedenen Stilen und Klanglandschaften gemütlich. Folk und Jazz, Chanson und TripHop, Filmmusik und akustische, fast malerischen Flächen – der Bezugsrahmen reicht von Yann Thiersen und Serge Gainsbourg, über Nico und Jackson Browne, bis hin zu Boris Vian oder Abbey Lincoln und Weather Report: All dies ist Teil des Repertoires und gehört zum Erfahrungshorizont dieser Musik, in der alles erlaubt ist.

Dagefoer ist eine Band, die eher zufällig entstanden ist. Aus der gemeinsamen Geschichte der Bandmitglieder heraus, die sich von anderen Bands, anderen Projekten her schon seit vielen Jahren kennen. Die radikale Offenheit, die sich in der Musik Dagefoers wiederspiegelt, hat hier ihren Ursprung. In den gemeinsamen Erfahrungen ebenso wie in den biographischen Wandlungen der einzelnen Musiker: Jamina Achour, die Sängerin, die sich am Lee Strasberg Theatre Institute in New York im Method Acting ausbilden ließ. Der Percussionist und Sänger Dumisani Mabaso aus Soweto in Südafrika, der noch zu Zeiten der Apartheid mit dem Musiktheaterstück „Sounds of Soweto“ in Europa und Amerika tourte und dann in Hamburg blieb. Der Bassist Stefan Wulff, der vor bald 40 Jahren mit seinem Bruder die Folkband Ougenweide gründete, mit der er das Spektrum des Genres stetig erweiterte. Und schließlich Hinrich Dageför, den vor langer Zeit die Pickings der Folkgitarristen in ihr Netz lockten. Als Filmmusik-Komponist ist er mit allen Wassern der elektrischen und elektronischen Klangbearbeitung vertraut, als Gitarrist hat er sein Spektrum beständig erweitert und nun zu seinen Wurzeln zurückgefunden.

Mit dem Quartett Dagefoer rückt er sein Instrument wieder ins Zentrum einer Musik, die den Wechsel der musikalischen Moden ignoriert. Stefan Wulff und Dumisani Mabaso liefern dafür das Fundament. Die klare und ungemein entspannte Stimme von Jamina Achour sorgt dafür, daß diese Musik in sich ruht und nie getrieben wirkt. Und so stehen plötzlich auch die akustische Gitarre, und die klanglichen Welten, die sie zu transportieren vermag, wieder unangefochten im Mittelpunkt.

Jamina Achour Vocals
Hinrich Dagefoer Guitar
Stefan Wulff Bass
Dumisani Mabaso Percussion